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Augen in der Nacht

Es ist noch ein langer Weg bis ins Camp, also keine Zeit verschwenden und los! Für Fotografen ist der Weg jedoch mindestens doppelt so lang, wie er es für Normalsterbliche wäre. An jeder Ecke gibt es etwas neues aufregendes zu sehen. Selbst für einen alten Botanikbanausen wie mich, ist die Pflanzenwelt hier höchst interessant! Ein Beispiel ist das Sporotrophophyll (Bild rechts). Dies ist ein Blatt, welches Sporen produziert und Photosynthese betreibt. Auch die Insketenwelt enttäuscht nicht. Im Vorschaubild dieses Blogs ist z.B. eine metallisch grüne Wanze zu sehen, die sich für den Abflug bereit macht. Auch bei uns haben wir farbenfrohe Wanzen, wie die Beerenwanze. Aber längst nicht solch beeindruckende wie in den Tropen. Auch der unten zu sehende Vertreter der Stäublingskäfer (Endomychidae) war ein echter Hingucker.

So verführerisch manche Pilze auch aussehen mögen, was ich nicht kenne, esse ich NICHT! Der rechts zu sehende Pilz sieht aus wie ein Muffin mit riesigen Schokostückchen on top. Da läuft einem schon das Wasser im Munde zusammen.

Nach einer gemütlichen Pause geht es weiter hinauf und hinab auf verschlungenen Wegen. Streckenweise ist das Gelände so steil, dass man sich an den Wurzeln und Ästen der Bäume hochziehen muss.

Eumorphus sp.
Eumorphus sp.

Kleine Türme, die aus der Erde sprießen . Was mag das sein? Es sind Termitenbauten! Aus den Dokumentationen über Australien kennt man sie als mannshohe Bauwerke, doch hier sind sie gerade mal um die 20 cm hoch. Ob das die Standardgröße ist, oder sie noch größer werden können, kann ich leider nicht genau sagen. Wir haben einige verlassene davon gefunden und unser Guide hat einen für uns aufgeknackt (siehe Bild unten).

Das Innere eines kleinen Termitenbaus
Das Innere eines kleinen Termitenbaus

Plötzlich schallt ein lautes Geschreie und Gekreische durch die Baumkronen. Es sind zwei Nashornvögel. Man kann sie kaum durchs Dickicht sehen. Wir laufen den Bergkamm zurück, in Richtung der Rufe. Sobald wir  unsere Teles behutsam anheben, zischen die beiden ab auf den nächsten Baum. Weiter zurück und nochmal von vorne. Diesmal aus der Deckung eines Baumes heraus. Es bringt nichts. Die beiden haben uns ganz genau im Blick. So schnell wie die beiden sich verdrücken, hätte nicht mal Lucky Luke eine Kamera ziehen können. Um das Pärchen nicht hin und her zu scheuchen, gaben wir auf zwar enttäuscht, aber guten Gewissens auf.

Einer unserer Guides hat bei unserem Gepäck gewartet und kaum bei Ihn angekommen, fängt es an wie aus Eimers zu schütten. Hektisch packen wir unsere Ausrüstung zusammen und hoffen, dass alles Elektronische trocken bleibt.

Circa eine halbe Stunde geht es durch den aufgeweichten Track durchs Gestrüpp. Um zum Camp zu gelangen müssen wir einen steilen Hang hinunter. Das ganze ist ein reines vortasten und versuchen nicht wegzurutschen. Zu guter Letzt heißt es "Schuhe aus" und durch den Fluss.

Endlich können wir uns ausruhen, die Schuhe über dem Feuer trocknen und ein kühles Bintang genießen. Ganz aus dem Schneider sind wir jedoch noch immer nicht. Ich zumindest nicht. Mich hats erwischt! Ein Blutegel hängt mir hinterm Ohr. Igit! Hier im Dschugel sind die Egel nicht nur in den Gewässern anzutreffen, sondern wenn es regnet auch auf der Vegetation.

Der Regen hielt noch einige Stunden an. Wir hatten also eine Zwangspause. Natürlich kreiselt einem jetzt die plagende Frage durch den Kopf, was man denn nun aus der Situation machen könnte. Zuerst versuchten wir durch das Kronendach die Sterne zu fotografieren und ein paar Zeitraffer zu machen. Dies befriedigte uns aber nicht so wirklich. Daher ging es ab in den Fluss! Das ist hier Nachts nicht ganz ungefährlich, denn vor einigen Wochen wurde am Camp ein Tiger gesichtet. Mit diesem Fakt im Hinterkopf ging es in Begleitung eines Guides los auf Amphibiensuche. Wir wurden nicht enttäuscht. Im und am Wasser, auf Steinen und auf Ästen sowie großen Blättern saßen Frösche in unterschiedlichster Größe und Form. Den größten haben wir King-Frog genannt. Diese Art sitzt gerne im flachen Wasser unter großen Steinen. Es handelt sich hierbei sehr wahrscheinlich um die Art Limnoncetes malesianus (Kiew, 1984) - Malaysischer Flussfrosch. Auf dem Bild unten sieht man es zwar nicht, aber die Dinger sind riesig groß! Beide Hände hat man gut voll mit nur einem Tier!

Als wir weiter durch den Fluss wateten, platscht es auf einmal aus dem Dunkeln! Kurz darauf ein lautes Rascheln im Gebüsch! Ist das der TIger? Hat unser letztes Stündlein geschlagen!? Unsere Taschenlampen schnellten zu der Stelle, an der das Tier ins Gebüsch verschwand. Und dann sahen wir es... Ein PANGOLIN! Ein waschechtes Schuppentier! Es war nur für ein paar Sekunden zu sehen, aber deutlich genug, um sicher zu sein. Das war ein solch aufregender Moment, der mich voller Freude erfüllte. Ich wollte schon immer ein Pangolin live sehen. Auch wenn es nur ein kurzer Moment war, war ich überglücklich.

Wir liefen in dieser Nacht noch bis zum nächsten Camp und drehten dann wieder um. Für den nächsten Tag stand uns ein langer Rückweg nach Bukit Lawang und dann noch nach Jakarta bevor.

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