Teil 2
Nachdem wir dem Affengetümmel entkommen waren, wollten wir es etwas entspannter angehen lassen. Wir zückten also unseren Reiseführer und unser Blick fiel auf den Botanischen Garten. Obwohl der Garten etwas außerhalb liegt, sollte er an diesem Tag noch einzuschieben sein. Als wir dem Taxifahrer endlich erklären konnten wo wir hin möchten, hat er uns ein wenig verdutzt gefragt, ob wir sicher sind und dann ging es los. Kaum angekommen waren wir auch verdutzt. Wo sind wir hier? Wo ist der Eingang? Und vor allem, was macht dieser riesige Dinosaurier und ein Geländewagen aus Jurassic Park hier? Letztere Frage konnten wir leider nie klären, aber der "Eingang" war direkt dahinter.
Auf Bali gibt es ja sehr sehr viele Straßenhunde, aber hier schien ein Nest zu sein. Eine Gruppe wedelnder Schwänze begrüßte uns fröhlich und begleitete uns zur Dame des Hauses, was vermuten lies, dass die Hunde alle ihr gehören!? Wie sich herausstellte, war der Botanische Garten schon sehr lange Zeit geschlossen. Tjaaaaa, das hat man wohl davon, wenn man ein wenig sparen will und sich einen Reiseführer von 2007 kauft.
Die nette Dame erzählte uns wie sie den Garten damals mit Ihrem deutschen Mann aufgebaut hatte und dieser leider verstorben war und somit auch die geschäftlichen Kontakte nach Deutschland abbrachen (was zum Ende des Gartens führte). Heutzutage verdient sie ihren Unterhalt mit der Zucht von Orchideen und anscheinend verkauft sie auch Holzschnitzereien, die entweder ein Angestellter oder Verwandter herstellt. Hierzu gehört wohl auch der Dinosaurier.
Da der Garten zwar nicht mehr gepflegt, aber immer noch sehr schön aussah, fragten wir ob wir ihn trotzdem erkunden dürfen. Und das durften wir sehr gerne.
Einer der Hunde hielt es für sicherer, wenn er uns durch den verwilderten und verwunschenen Garten begleitet und so hatten wir unseren privaten Garten-Führer gefunden.
Dutzende kleine und große Wege schlängelten sich durch das Dickicht der (für uns) exotischen Dschungelvegetaion, die auch an einer Schlucht vorbei führte. Riesige Monsterablätter, Lianen und Jackfruchtbäume säumten den Weg. Der Geweihfarn schmückte die Bäume, die Helikonien und Bananenblüten zeigten ihre Pracht, während Orchideen ihre Luftwurzeln nach Wasser ausstreckten. Überall hingen die Häute der kürzlich geschlüpften Zikaden, welche aus der jeder Ecke zirpten. Und plötzlich hinter der nächsten Abbiegung stand... ein Franzose.
Man denk man hat einen Abenteuerspielplatz für sich ganz allein gefunden und dann trifft man sogleich auf den nächsten Touristen. Was ihn genau hierher geführt hat haben wir nicht erfahren. Ich dachte erst er wäre ein begeisterter Botaniker, aber ich glaube er hatte ebenfalls einfach einen alten Reiseführer erwischt.
Nachdem wir wieder in der Realität angekommen waren, haben wir unserer Gastgeberin eine Spende gegeben und machten uns auf den Weg zurück in die Stadt. Der Rückweg hat sich im ersten Moment jedoch als schwieriger herausgestellt als gedacht. Da wir so weit ab von jeglichem Touristen-Hot-Spot waren, verirrte sich hierher auch kein Taxi. Wir fragten in einer Bar nach, aber der ausgewanderte, ältere deutsche Barkeeper hatte leider auch keinen guten Tipp für uns. Etwa hundert Meter weiter die Straße hinunter stießen wir auf zwei Jungs, die uns für ein paar Rupiah auf ihrer Rollern zurück ins Zentrum brachten. Dies war das erste Mal, dass wir auf Bali zweirädrig unterwegs waren. Die Jungs waren erprobte und sichere Fahrer, für uns war es trotzdem recht aufregend. Nach so einer Aktion darf man sich schon mal eine Kleinigkeit gönnen. Also waren wir noch shoppen, wobei ich ein tolles, detailliertes Buch über Indonesiens Vogelwelt gefunden habe. Leider habe ich nicht auch noch das Reptilienbestimmungsbuch gekauft.
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